Diese Apotheken schließen aktuell
was Sie als Inhaber daraus lernen können
“In drei Jahren nur noch 10.000 Apotheken.” Diese Horror-Prognose veröffentlichte erst kürzlich Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie bei der ABDA. Tatsächlich schließt in Deutschland alle 17 Stunden eine Apotheke. Wenn Sie heute Abend Ihre Apotheke abschließen, schließt irgendwo in Deutschland einer Ihrer Kollegen seine Apotheke zum letzten Mal ab.
Interessant ist allerdings auch, wo die ABDA die Lösung für das rasante Apothekensterben sieht: “Unsere Lage hängt sehr stark davon ab, wie sich die Politik in der aktuellen schweren Phase gibt“.
Natürlich haben die politischen Rahmenbedingungen einen enormen Einfluss auf die Konkurrenzfähigkeit einer Apotheke. Aber welche Hebel haben Sie als Apothekeninhaber eigentlich in der Hand und was sind eigentlich die entscheidenden Unterschiede zwischen Apotheken, die schließen müssen und denen, die auch unter den aktuellen Rahmenbedingungen noch stabil für die Zukunft aufgestellt sind?
In diesem Blogartikel zeigen wir Ihnen, welche Kriterien dazu beitragen, dass eine Apotheke nicht weiter bestehen kann und welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um Ihre Apotheke sicher durch die Krise zu führen.
Ein Blick auf die Zahlen
Die DAZ hat kürzlich in einer umfassenden Datenanalyse einige Unterschiede zwischen dauerhaft geschlossenen Apotheken und Apotheken, die weiterhin geöffnet haben, ans Licht gebracht. Ein erstaunliches Ergebnis: Die Bevölkerungsdichte ist im Umfeld der dauerhaft geschlossenen Apotheken höher als im Umfeld der verbliebenen. Als Erklärung kann insbesondere die enorme Konkurrenzsituation für Apotheken in zentraler Lage aufgeführt werden. So war die Entfernung zur nächsten Apotheke bei mehr als ⅔ aller geschlossenen Apotheken höchstens 1 Kilometer. Durchschnittlich hatten dauerhaft geschlossene Apotheken sogar 3 Konkurrenz Apotheken im Umkreis von nur 1 Kilometer.
Diese Zahlen veranschaulichen, dass sich die Apothekenbranche zu einem enormen Verdrängungsmarkt entwickelt hat. Leider wird immer deutlicher, dass viele Inhaber ihre Apotheke noch nicht für diese Marktbedingungen aufgestellt haben. Aber was sind nun die Gemeinsamkeiten, die genau die Apotheken verbindet, die unter den aktuellen Bedingungen ins Trudeln geraten?
Keine Strategie für eine effiziente Kundengewinnung
In einem Artikel von apotheke adhoc schilderte kürzlich eine Berliner Apothekerin die Beweggründe für die Schließung ihrer Apotheke. Als Hauptgrund nannte die Apothekerin die Schließung einer lokalen Arztpraxis und den damit verbundenen Rückgang an Rezeptverordnungen. Diese Sichtweise ist sinnbildlich für die Denkweise von Apothekeninhabern, die ihre Apotheke nicht strategisch für die aktuellen Herausforderungen ausgerichtet haben: Die Verantwortung für die Gewinnung der Kunden wird einfach auf eine externe Partei abgeschoben. Im genannten Artikel findet sich keine einzige Maßnahme, die die Apothekerin SELBST unternommen hat, um neue Kundengruppen für ihre Apotheke zu erschließen. Unabhängig von der aktuellen Kundenfrequenz Ihrer Apotheke ist es Ihre Aufgabe als Unternehmer, eigene Strategien zu entwickeln, mit denen Sie zielgerichtet passende Kunden gewinnen können.
Obwohl beispielsweise die Sozialen Medien schon seit Jahrzehnten auf dem Vormarsch sind, haben viele Apothekeninhaber immer noch nicht erkannt, wie sie diese für die Kundengewinnung einsetzen können. Durch den gezielten Einsatz sozialer Medien lassen sich insbesondere auch jüngere Generationen ansprechen, sodass Sie nicht mehr nur die Menschen erreichen, die ohnehin schon regelmäßig Ihre Apotheke aufsuchen. Trotz dieser offensichtlichen Chancen verfügt etwa die Hälfte aller Apotheken über keinen einzigen Social Media Kanal und nur ein verschwindend geringer Anteil nutzt gezielte Werbung, um auch wirklich Neukunden zu generieren. Dabei liegt der Vorteil von Werbeanzeigen auf Social Media klar auf der Hand: Sie erreichen genau die richtigen Menschen, am richtigen Standort zur genau richtigen Zeit.
Wie soll ein Kunde, der einen Bedarf für eine Einweisung in sein Inhalationsgerät hat, wissen, dass sie diese Leistung überhaupt anbieten und genau die richtige Adresse für sein Anliegen sind? Viele geschlossene Apotheken haben sich leider darauf verlassen, dass ihre Kunden auch in Zukunft von alleine in die Apotheke kommen.
Negative Google-Rezensionen
Ein weiterer Faktor, den viele geschlossenen Apotheken gemeinsam haben, sind die negativen Google-Rezensionen der Apotheke, wobei dauerhaft geschlossene Apotheken rund doppelt so viele 1-Sterne-Bewertungen aufweisen, wie ihre verbliebenen Konkurrenten. Der Zusammenhang liegt dabei auf der Hand: Die meisten Laufkunden suchen eine Apotheke in unmittelbarer Nähe auf, um Ihre Arzneimittel zu kaufen. Häufig geht es dabei um Artikel, bei denen der Kunde schlichtweg erwartet, dass er sie in quasi jeder Apotheke erhält. Ob Nasentropfen, Hustensaft oder Kopfschmerztablette, für den Kunden lohnt es sich nicht, einen größeren Zeitaufwand darauf zu investieren, die passende Apotheke zu recherchieren. Die meisten Laufkunden werden in dieser Situation einfach das Smartphone zücken und nach einer Apotheke im näheren Umkreis suchen. Hier fällt ihnen direkt die Google-Bewertung der Apotheken ins Auge. Bei ausreichender Auswahl an fußläufig erreichbaren Apotheken wird der Kunde schlicht die Apotheke mit der besten Bewertung wählen, oder zumindest unterdurchschnittlich bewertete Apotheken meiden.
Eine auffällige Gemeinsamkeit schließender Apotheken sind aber nicht nur die negativen Google-Rezensionen, sondern vor allem auch die fehlende Reaktion auf eben diese. Bei den dauerhaft geschlossenen Apotheken blieben ganze 92,5% aller Bewertungen unbeantwortet. Vielen Apothekeninhabern fehlt es hier offensichtlich sowohl am Bewusstsein für diese Problematik, als auch am notwendigen Know-How im Umgang mit negativen Bewertungen.
Für nähere Informationen über einen zielgerichteten Umgang mit Google-Rezensionen lesen Sie bitte diesen weiterführenden Artikel.
Ungelöste Fachkräftefrage
Eine weitere Auffälligkeit, die viele geschlossene Apotheken verbindet, ist die dauerhafte Unterbesetzung mit qualifiziertem Personal. Laut Zahlen der ABDA hat bereits jede zweite Apotheke in Deutschland große Probleme, die gesetzlich vorgeschriebenen Öffnungszeiten gewährleisten zu können. Aber auch Apotheken, deren Personaldeckung aktuell noch ausreichend ist, geraten häufig durch den Weggang von nur einem Mitarbeiter in eine enorme Engpasssituation. Die Kündigung eines Mitarbeiters ist jedoch nichts, was sich in jedem Fall verhindern lässt. Ob Schwangerschaft, Umzug oder schlicht ein besseres Jobangebot, als Apothekeninhaber müssen Sie darauf vorbereitet sein, den Wegfall einer Arbeitskraft zeitnah zu kompensieren. Der zentrale Punkt ist hier, dass viele Apothekeninhaber über keine nennenswerte Strategie verfügen, um Ihre Apotheke langfristig als attraktiven Arbeitsplatz zu etablieren. Kommt es dann zu einer Vakanz, wird kopflos eine Stellenanzeige bei der Apothekenkammer geschaltet oder es wird ein entsprechender Aushang in der eigenen Apotheke platziert. Diese Maßnahmen führen dann in der akuten Notsituation zu keinen Ergebnissen. Das Problem besteht darin, dass potenzielle Bewerber in der Region zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Vorstellungen von den Vorteilen und Werten ihrer Apotheke haben. Ihre Apotheke ist bei möglichen Kandidaten vollkommen unsichtbar und es gibt keinen ersichtlichen Grund, den eigenen Arbeitsplatz zu verlassen, um sich bei Ihrer Apotheke zu bewerben. Ebenso fehlen in dieser hektischen Phase meistens alle Grundlagen eines organisierten Recruitingprozesses, wie eine ansprechende Karriereseite oder eine einfache Bewerbungsmöglichkeit.
Viele Apotheken schaffen es also nicht die Voraussetzungen zu schaffen, die es in einer Engpasssituation möglich machen, zeitnah qualifizierte Bewerbungen zu erhalten. Dazu gehört neben einer ansprechenden Karriereseite vor allem auch ein klares Arbeitgebermarketing auf Social Media. Wenn Sie hier kontinuierlich Eindrücke aus Ihrem Arbeitsalltag teilen und die Vorteile Ihrer Apotheke darstellen, sind sie im Fall einer Vakanz bereits im Hinterkopf der Fachkräfte Ihrer Region. Leider verzichten viele Apothekeninhaber auf solch eine nachhaltige Personalplanung und werden dann durch akuten Personalmangel zur Schließung gezwungen.
Verschenkte Potenziale bei der digitalen Präsenz
Vor wenigen Wochen haben wir die Websites deutscher Apotheken untersucht. Dabei ist uns sofort aufgefallen, dass die überwiegende Mehrheit aller Websites vollkommen austauschbar ist. Die meisten Apotheken nutzen aus der Zeit gefallene “Einheitsseiten” mit identischem Aufbau, identischen Bildern und vollkommen inhaltslosen Textbausteinen. Unter den dauerhaft geschlossenen Apotheken ist darüber hinaus noch auffällig, dass die Websites überhaupt keinen klaren Zweck verfolgen oder eine Website gar nicht vorhanden war. Es gibt keinen roten Faden, wie der Kunde mit nur wenigen Klicks einen Termin für eine PDL buchen oder sein Rezept einlösen kann. Das Hauptproblem ist, dass diese Websites der Apotheke keinen messbaren Mehrwert liefern. Sie ermöglichen keine Entlastung des Personals, da Kunden weiterhin in der Apotheke anrufen müssen, um Produkte zu bestellen und auch die Verkaufszahlen werden nicht gesteigert, da ihre Website Kunden nicht reibungslos zu den gewünschten Produkten und Dienstleistungen “lotst”. Bei vielen geschlossenen Apotheken finden sich zudem veraltete, unvollständige oder sogar fehlerhafte Informationen auf der Website. Im digitalen Zeitalter erwarten selbst ältere Kunden, dass eine Apotheke über eine zeitgemäße Website verfügt, die eine ähnliche Funktionalität bietet, wie man es von anderen Onlineshops gewohnt ist. Ist eine solche Website nicht vorhanden, ist dies ein weiteres Problem, welches negativ auf den Gewinn der Apotheke einzahlt und so letztendlich auch zur Notwendigkeit der Apothekenschließung beitragen kann.

Fazit: Der Internetauftritt vieler Apotheken ist noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen
Die Auffälligkeiten bei dauerhaft geschlossenen Apotheken zeichnen das Bild, dass der Online-Auftritt hier in nahezu allen Fällen nicht für das digitale Zeitalter geeignet war. Die Websites sind veraltet und ohne jeden Nutzen, eine Karriereseite mit digitalen Bewerbungsmöglichkeiten ist nicht vorhanden und Marketing über soziale Medien wurde grundsätzlich nicht betrieben. Die Google-Bewertungen werden nicht ernst genommen und man setzt auf das Prinzip Hoffnung, wenn es um die Gewinnung neuer Kundengruppen geht.
Apotheken, die digitale Strategien nicht als Chance, sondern eher als “Nice-to-have” verstehen, werden zukünftig noch schneller von der Schließung ihres Standortes bedroht sein.
Checkliste:
Ist der Auftritt Ihrer Apotheke im digitalen Zeitalter angekommen?
Nutzen Sie diese Checkliste und prüfen Sie, ob Ihre Apotheke über einen zeitgemäßen Online-Auftritt verfügt:
Benutzen Sie digitale Kanäle um Kunden zu gewinnen und auf Ihre Dienstleistungen aufmerksam zu machen?
Verfügt Ihre Apotheke über eine Google-Bewertung von mindestens 4,5 und gehen Sie auf negative Rezensionen ein?
Verfügt Ihre Apotheke über Social Media Kanäle auf denen jede Woche individuelle Inhalte Ihrer Apotheke verbreitet werden?
Dieses Konzept untersucht, wie das Vertrauen in den Online-Auftritt die Kundenbindung und -gewinnung beeinflusst. Vertrauen spielt eine entscheidende Rolle, da Kunden in der Online-Umgebung weniger physische Hinweise auf die Vertrauenswürdigkeit eines Unternehmens haben. Elemente, die das Vertrauen neuer und bestehender Kunden bestärken können sind unter anderem:
1️⃣ Vertrauenswürdige Bestellwege: Klare und modern gestaltete Bestellwege signalisieren dem Kunden Professionalität und ermöglichen einen reibungslosen und unkomplizierten Bestellprozess.
2️⃣ Reputationsmanagement: Positive Bewertungen und Empfehlungen, z.B. auf Google, stärken das Vertrauen potenzieller Kunden.
3️⃣ Transparente Einblicke: Auch ehrliche Einblicke in die täglichen Arbeitsabläufe schaffen ein Gefühl der Vertrautheit und sorgen dafür, dass sich Kunden mit einem Unternehmen und seinen Mitarbeitern identifizieren können.
Ein moderner Onlineauftritt, der bei Kunden Vertrauen in die Prozesse und das Team der Apotheke schafft, bringt Ihrer Apotheke erhebliche Vorteile, indem er die Kundenzufriedenheit und -bindung stärkt und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Kunden wiederholt bestellen und die Apotheke weiterempfehlen.
Sie möchten erfahren, wie das konkret in der Praxis aussieht?
Sie möchten einen modernen Recruitingprozess in Ihrer Apotheke etablieren?
Buchen Sie sich ein unverbindliches Erstgespräch und erfahren Sie mehr!
Unsere Geschäftsführer Nicolas Klose und Mara Maier